Zwei Tiger auf der Zeugniskonferenz

Der Tag war heut' so lang und dumpf,
's gab Zeugniskonferenzen.
Wir saßen lang' so steif und stumpf.
Wer würde nicht gern schwänzen.

Die Herren lasen: lachten nicht.
Dies taten dann die Damen.
Man sah so manches ernst' Gesicht,
wenn sie zusammen kamen.

Es tauchten manche plötzlich auf,
verschwanden aber wieder.
"6a", "6b", so tönt 's zuhauf.
"Ein Alt!", das wär mir lieber.

So zog der Tag sich endlos - ach,
in trüber Stimmungslaune.
Doch plötzlich werde ich hellwach.
Ich sehe hin und staune.

Zwei Tiger tigern durch den Saal
in gelbgefleckten Flicken.
Ein gelb-verhülltes Fauch-Fanal:
Mir steht der Sinn nach Wandern.

Die Schuhe sind gepunktet schön,
der Kragen schwarz-gelb-fleckig.
Die Hose gelblich anzusehn,
ein Gürtel ziemlich eckig.

Die beiden sitzen eng vereint:
Zwei gelbgefleckt Adrette.
Sie tuscheln, lachen, und mir scheint,
sie tigern um die Wette.

"9c", "10a", jetzt muß ich gehn.
Die beiden bleiben tuschelnd.
Ich danke euch, es war so schön.
So denk ich, sag's fast nuschelnd.

Ach, ihr habt meinen Tag gemacht,
ihr gelbgetupften Wesen.
Denn ohne eure Tiger-Tracht
wär's halb so schön gewesen.